1995                                                  1998                                                    2003                                                   2025

Die Heimatscheune in Hohenprießnitz hat eine faszinierende Geschichte, die tief in der ländlichen Tradition der Region verwurzelt ist. Ursprünglich 1953-1954 als Schweinestall erbaut, diente das Gebäude bis 1990 dem VEG Noitzsch und bis 1993 dem Gut Noitzsch als Schweinemast. Nachdem es bis 1998 leer stand, erwarb die Gemeinde Hohenprießnitz das Grundstück von der Treuhand. Die Idee, das Gebäude in ein landwirtschaftliches Museum umzuwandeln, stammte vom ehemaligen Bürgermeister Reiner Dietze.

Es folgte ein aufwändiger Umbauprozess, bei dem die Gemeinde und der Verein viel Handarbeit in die Sanierung steckten, teilweise mit Unterstützung von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM). Um das Gebäude fit für die neue Nutzung zu machen, wurden zusätzliche Balken im Dachboden eingezogen, die Dielung des Dachbodens sowie der Holzgiebel komplett erneuert. Durch gezielte Umbaumaßnahmen entstand im unteren Teil des Gebäudes ein Ausstellungsraum, ein WC und sogar eine „Futterkammer für Zweibeiner“, die die ursprüngliche Futterkammer für Tiere ersetzte.

Am 28. Juni 2003 wurde die Heimatscheune feierlich durch die damalige Bürgermeisterin Frau Berkes eröffnet. Ein Jahr später, am 1. Juli 2004, ging das Gebäude in die Nutzung des Vereins „Hohenprießnitzer Heimatfreunde e.V.“ über. Dieser übernahm die Verantwortung für die Ausstellungen und die Pflege der Sammlungen. In den Jahren 2005 und 2006 wurde mit Eigenmitteln von Vereinsmitgliedern ein weiterer Teil des Bodens ausgebaut, um Platz für zusätzliche Ausstellungsstücke zu schaffen, darunter auch Möbel aus dem ehemaligen Bürgermeisterzimmer.

Besonders stolz ist der Verein auf die Weiterentwicklung des Außengeländes. Mit großzügiger Unterstützung der benachbarten HOLZ-Göttsching GmbH wurde eine Überdachung für die historischen landwirtschaftlichen Großgeräte errichtet, um diese vor Witterungseinflüssen zu schützen. Zwei Vereinsmitglieder widmeten viel Zeit und Energie dem Anlegen eines typischen Bauerngartens, der heute einen weiteren Blick in das ländliche Leben vergangener Zeiten bietet.

Das Heimatmuseum „Heimatscheune“ ist heute ein lebendiges Zeugnis der dörflichen Kultur und Geschichte. Die Dauerausstellung „Dorfleben“ bietet einen faszinierenden Einblick in das ländliche Leben der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Nordwestsachsen. Sie umfasst eine beeindruckende Sammlung von Acker- und Hofgeräten, Fahrzeugen, Werkzeugen, Möbeln, Haushaltsgegenständen und Kleidungsstücken. Die Ausstellung widmet sich besonders den traditionellen Berufen wie Müller, Sattler, Friseur, Bäcker, Maurer, Landwirt und vielen mehr, und gibt einen tiefen Einblick in die Arbeitswelt der damaligen Zeit. Besonders hervorzuheben ist die Darstellung des Lebens in den Häusern, wobei die Rolle der Frau im ländlichen Alltag besondere Aufmerksamkeit erhält.

Ein Highlight der Ausstellung ist die pferdegetriebene Göpel-Mühle, die den Besucher in die Vergangenheit zurückversetzt, ebenso wie der „Tante Emma“-Laden, der als letzter seiner Art im Dorf erhalten geblieben ist. Die Heimatscheune ist heute nicht nur ein Museum, sondern auch ein lebendiger Ort des Erinnerns, der Forschung und der Bewahrung von Traditionen, der stets darum bemüht ist, die Ausstellungsgegenstände in funktionstüchtigem Zustand zu erhalten und das heimatliche Brauchtum zu pflegen.